MEINE HEIMAT OBERNEULAND Von Winfried Hammelmann, Oberneulander, Redakteur und Autor HAMMEL- SPRÜNGE Schokolade im Kopf Boah. Bin ich satt. Heute Morgen habe ich im Park Pilze, ich sage mal kurz: ge.ge.ge.ge.ge., also gefunden, gepflückt, geputzt, gebraten, gegessen. Die erinnerten mich an Schoki. Ich mag Schokolade. Also, ich mag die braune Farbe. Erinnert mich an Erde. Erde mag ich sehr, obwohl ich die gar nicht esse. Erde erinnert mich wiederum an Blätter, an herunterfallende Blätter und an die schöne Herbstzeit. Blätter esse ich auch nicht. Genauso wenig wie Papierblätter. Die habe ich allerdings schon mal versucht zu essen, also das war vor vielen Jahren ein Knöllchen. Irgend so ein Idiot hatte mir erklärt, dass Knöllchen essen gegen Sodbrennen hilft. Der mir den Tipp gab, war allerdings nicht mehr ganz nüchtern, und der den Tipp bekommen hat, der war noch nicht ganz betrunken. Trinken erinnert mich daran, dass ich gerne mal einen alkoholfreien Monat einlege. Kann ich sehr empfehlen. Ich werde dann manchmal gefragt: „AllohoolfaiaMooonadwasollndas?“ Dann antworte ich direkt und deutlich: „Das ist, also, das mache ich, weil … ähm … also mir hat mal jemand gesagt, also ein Tischler … oder nee, ein Arzt, dass es erwiesen ist, dass es … und dazu gibt es auch Forschun- gen, die besagen … und das kann ich mir auch vorstellen, deshalb sage ich ja, mache ich das manchmal.“ Auf diese Weise mache ich mein Gegenüber immer sprachlos. Apropos sprachlos: Neulich – also vor sechs, sieben Wochen, da spaziere ich von der St.-Johann-Kirche hier in Oberneuland Richtung Franz-Schütte-Allee. Plötzlich steht ein Kamel vor mir. Mir fehlten die Worte, und ich dachte: Hey, dir fehlen die Worte. Aber ist ja nicht so schlimm, die wenigsten Kamele sprechen so deutlich, dass ich sie verstehe. Aber das beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Ich zwinkerte dem vor sich hin kauenden Höckertier zu, und dachte an Zigaretten. Ja, weil ich noch nie ein rauchendes Kamel gesehen habe. Ein qualmendes schon, oder sagen wir ein dampfendes, das war mal im Winter, auf der Bürgerweide, glaube ich. Bürgerweide ist ein gutes Stichwort. Ich habe im Muhles Park Bürger auf einer Wiese spazieren sehen und gedacht: Sieht aus, als würden sie weiden, wie Kühe, Pferde und Schafe, hihi, Bürger weiden. Bei Bürger fallen mir immer Burger ein, Hamburger, Cheese- burger und Doublecheeseburger. Und dann denke ich immer: Was für ein Käse. Also: Was für ein Käse schmeckt am besten, wenn man sich schon für ein amerikanisches Hackfleischgericht mit neun Buchstaben entscheidet? Gut, dass ich gerade mit Buchstaben das Wort Buchstaben geschrieben habe. Man sagt ja: Sich auf seine vier Buchstaben setzen. Damit meint man ja den Popo. Popo hat ja (tatsächlich) vier Buchstaben. Die sind aber überhaupt nicht gemeint. Vier Buchstaben, das kommt von „Buchen staben“. So nannte man die Beine eines Schemels: Stuhlbeine aus Buchen. Buchen. Urlaub buchen muss ich noch, also Winter- urlaub. Wir fahren wieder nach Sylt. Da kann man so schön Skilaufen vermeiden. Und wir lieben es, Skilaufen zu vermeiden, zum Beispiel am Strand oder in der Sansibar oder vor dem Café Wien oder hinter den Dünen. Toll. Ich freu mich jetzt schon auf das erste Pils direkt in Westerland an der Strandprome- nade. Nichts geht über ein frisch gezapftes Pils. Doch: zwei frisch gezapfte Pils oder heißt es Pilser oder Pilse? Apropos Pils. Das erinnert mich an Pilz. An Pilze. An die Pilze, die ich heute Morgen im Menke-Park gefunden habe. Lecker, sag‘ ich Ihnen. Ich hatte meinem Bruder, einem echten Pilzkenner, per Smartphone ein Foto geschickt, und er hat mir gerade geant- wortet. Mal gucken, was er schreibt. Ah, da: „Lieber Winfried, lass unbedingt die Finger von diesen Pilzen. Sie sind leicht giftig und unbekömmlich, und sie rufen Halluzina- AICHHÖRNCHEN & BEICHHÖRNCHEN Das sind zwei süße, freche Nager, die total temperamentvoll sind und ziemlich zutrau- lich. Weil sie aber alles ausdiskutieren wollen, hüpfen sie anderen Höpkens Ruh- Eichhörnchen aus dem Weg. Folge 2: Nuss-Genuss A: Guck mal, da liegt ein Glas. Was ist denn da drin? B: Nussnougatcreme. A: Was ist denn Nougat? B: Zucker, Kakao und vor allem zerkleinerte Mandeln oder Nüsse. A: Aber dann müsste es doch Nussnusskakaocreme heißen? B: Bitte? A: Kurz: NuNukakaCre. B: Ja, nein, vielleicht. A: Und das haben die Menschen alles zusammengerührt? B: Ja. A: Wie blöd. B: Wieso? A: Weil wir ja Nüsse gerne mögen. B: Ja, und? A: Da müssen wir das ja alles wieder auseinanderrühren. B: Ey, Du gehst mir echt auf die Nüsse. tionen vor oder bringen einen dazu, wirres Zeug zu denken. Bei Versuchen hat man festgestellt, dass überproportional viele Probanden in schrift- lichen Texten lange abenteuerliche Asso- ziationsketten bilden, einfach ausgedrückt, vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Bestimmt kennst Du die Formulierung‚ Honig im Kopf‘. So nennt man es nicht. Man nennt es‚Schoko- lade im Kopf‘, weil sich das Hirn in einem süß-bitteren dunklen Zustand befindet.“ Oh. Mist. Und ich habe mich schon gewun- dert, dass ich, nachdem ich die Pilzpfanne weggeputzt hatte, diesen seltsamen Gedanken hatte: Ein guter Pilz braucht sieben Minuten. Die nächste Ausgabe von OBERNEULAND erscheint am Freitag, 30.11.2018 – Redaktionsschluss: 05.11.2018 130 OBERNEULAND