MEINE HEIMAT OBERNEULAND Von Winfried Hammelmann, Oberneulander, Redakteur und Autor HAMMEL- Generation Abo Wie kommt man von Ostern auf Abonne- ments? Ach, das war ja einfach. Abonnement ist ein seltsames Wort. Darin steckt das Wort ‚nemen‘, also ‚nehmen‘, aber falsch geschrieben. Das scheint mir passend, denn an einem Abonnement scheint mir vieles falsch zu sein. Tatsache ist: Bei einem Abonnement wird mir etwas gegeben, aber die Abo-Macher NEHMEN mein Geld. Ja, natürlich, Abos gab’s schon immer: Zeitungs-Abos, Dauerkarten für Werder, Jahres-Ticket fürs Theater. Leider gab es zu meiner Jugendzeit nie die Abonne- ments, die ich mir gewünscht hätte für Schokoriegel oder für Spielzeugautos oder für gasgefüllte Luftballons von Freimarkt oder für Bücher der Fernsehserie „Invasion von der Wega“. Letzteres lag vermutlich daran, dass es überhaupt nur ein einziges Buch der Serie gab. Und eine Dauerbestel- lung für nur einen einzigen Artikel – das erscheint selbst mir etwas fragwürdig – wenngleich ich an dieser Stelle einräumen muss, dass ich mir dieses Buch – weil ich Sorge hatte, es vielleicht zu verlieren, zwei- mal gekauft habe. Einmal hatte ich es in Kunststofffolie gewickelt und verklebt. Sie werden es nicht glauben: Nur dieses kon- servierte Exemplar hat die Jahre überlebt. Wo war ich eigentlich … ach so: Abos. Heute gibt es mehr Dauerlieferungen, als einem lieb ist. Schon beim Fernsehen. Man sieht gar nicht mehr fern, man net- flixt, skyt, maxdomed und amazonprimet. Ich wette, wenn ich in naher Zukunft alle vier Portale abonnieren würde, dann geht eine Firma pleite, bei der zweiten wird genau die Serie, wegen der ich das Dauer- geschäft abgeschlossen habe, eingestellt, die dritte zeigt plötzlich nur noch die Zwei- te Bundesliga, und die vierte Demand-Fir- ma kann man aus unerfindlichen Gründen in Oberneuland nicht mehr empfangen. Okay, ich gebe es zu. Ein Portal hatten wir dauerbestellt. Ich sage aber nicht, welches SPRüNGE es ist, das „Dirk Gentley“ zeigt. Ist auch schon wieder abbestellt. Auch bei Musik gibt’s Abos und man kann Millionen Songs aus aller Welt, aus allen Zeiten, aus irgendwelchen Gründen hören. Ich gehöre aber zur G.A.u.S.m.a.a.C.i.G.N.a.a.e.S., also zur Generation-Album-und-Singles- meinetwegen-auch-als-CD-in-Gottes-Namen- auch-auf-einem-Stick. Da ich aber nicht als unmodern gelten möchte, spiele ich manchmal mit meiner Frau das Spiel: Such-den-Künstler. Und da ich immer schon gerne die Musik der Split- tergruppen bekannter Bands gekauft habe oder das Frühwerk oder Soloalben und ein Freund seltsamer B-Seiten bin, dauert dieses Musiksuchspiel meistens nicht lange, weil der eine oder der andere Song von dem Portal leider nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Um noch mal auf meine Kindheit zurückzu- kommen und mein Faible für Spielzeug- autos. Damals gab es manche Abonne- ments ja nicht. Heute gibt es sogar ein Batmobil-Abo, genau genommen schon seit einigen Jahren, erst in den Vereinigten Staaten, dann in Deutschland. Da kom- men seit Jahren Motorräder, Straßen- kreuzer, gepanzerte Autos, kleine Flitzer und und und raus, mal aus der alten Bat- man-Fernsehserie, mal aus einem neueren Film, mal aus diesem Comicheft, mal aus jenem Comicheft. Das ist so unüberschau- bar, das einem schwindelig wird. Dabei möchte ich doch nur dieses eine, spezielle Batmobil, welches ich mir als Kind nicht leisten konnte. Nun haben die Macher dieser Heft-plus-Auto-Reihe einen großen Fehler gemacht, also für mich war’s super: Sie haben dieses schöne, schwarze 60er- Jahre-Auto von Herrn Batman als Ausgabe 1 (in Worten: Eins) herausgebracht. War aber auch wieder ein kleiner Reinfall, weil man nichts bewegen kann, keine Tür öff- nen kann, und Minifiguren von Batman und Robin sucht man auch vergeblich. Aber, ich will mich nicht beklagen, war ja die Ausgabe 1, die ja immer sehr günstig ist. Was wollte ich denn … ach so: Das war ja ein Sammelheft. Und ich habe da nur Heft 1 gesammelt. Das war nicht immer so. Ich habe früher die Puppenstubenhefte ge- sammelt – jetzt gucken Sie mich nicht so komisch an. Also gut: Meine Frau und ich haben … nein, meine Frau hat gesammelt. Aber ich habe gerne mitgesammelt. Ich weiß nicht mehr genau, wann es passiert ist, ich schätze, es war Heft 133 von 140 oder so. Das hatte der Kiosk nicht mehr bekommen. Und dadurch haben wir es nicht mehr bekommen. Es war die Aus- gabe mit einem schönen Tisch und einem Wandteil, meine ich mich zu erinnern. Wir haben alles Mögliche versucht. Aber es ist uns bis heute nicht gelungen, diese Ausgabe zu bekommen. Und ich bin mir sicher, wenn sie eines Tages bei Ebay auftaucht oder irgendwo anders im Netz, dann wird sie teurer sein als ein richtiges Eigenheim. Wir konnten das Haus nicht zu- sammenbauen, weil da was fehlte, es war vermutlich auch eine tragende Wand. Seither reagiere ich allergisch auf Dauer- bestellungen. Ich bin da auch schon in Therapie gewe- sen. Ich bin ganz langsam daran geführt worden, doch mal ein Vierteljahresabo ab- zuschließen für ein Comic, das nur dreimal im Jahr erscheint. Ein Video-on-Demand- Probe-Abo hatten wir – wie gesagt – auch schon. Ist aber wieder weg. Tja, und jetzt komme ich vom Abonnement ganz einfach wieder auf Ostern. Ich habe nämlich ein Oster-Abo für zehn Jahre. Das war so günstig, so supergün- stig, so extrasondersupergünstig, also fürs erste Jahr, da konnte ich nicht wider- stehen. Nun stellen Sie sich bestimmt die gleiche Frage wie ich: Was in aller Welt ist ein Oster-Abo? Die nächste Ausgabe vom OBERNEULAND MAGAZIN erscheint am Freitag, 26.04.2019 – Redaktionsschluss: 01.04.2019 146 OBERNEULAND