MEINE HEIMAT OBERNEULAND Von Winfried Hammelmann, Oberneulander, Redakteur und Autor HAMMEL- SPRüNGE Ein Hoch auf die Hochzeit Seltsam, dass man das Hoch in Hochzeit anders spricht als das Hoch in Hochhaus. Liebe Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, liebe Dudenredaktion und Dudenredaktioninnen, liebe Germanistikprofessorinnen und Germanautikprofessoren, ich habe da ein paar Vorschläge bezüglich der deutschen Schriftsprache. Es gibt ja immer wieder Menschen, die einem sagen: „Das schreibt sich genauso, wie man es spricht.“ Dann kann es aber passieren, dass jemand diesen Satz wie folgt schreibt: „Dass schaiibt sich genauso, wie mann eß schpricht.“ Es gibt ja Schprachen, tschuldigung, Sprachen, in denen sich Schriftsprache und gesprochene Sprache mehr ähneln, und andere, in denen das Schriftliche sehr vom Mündlichen abwaicht, äh, abweicht. Ich würde mich sehr freuen, wenn man hier- zulande versuchen würde, es hinzubekommen, dass man eines Tages wirklich sagen kann: Schreib, wie Du es schprichst, äh, sprichst. Als Erstes würde ich das ‚ß‘ rausschmeißen aus dem Alphabet, dann das ‚ph‘, das phonetisch wie ein ‚f‘ klingt. Der vorige Satz würde in Zukunft so aussehen: NEU: Als Erstes würde ich das ‚ß‘ rausschmeissen aus dem Alfabet, dann das ‚ph‘, das fonetisch wie ein ‚f‘ klingt. Als Nächstes würde ich komplett auf das ‚v‘ verzichten. NEU: Als Nächstes würde ich komplett auf das ‚v‘ ferzichten. Man braucht es nicht. Man kann es durch ein ‚w‘ oder durch ein ‚F‘ ersetzen. BEISPIELSATZ: Es ist eine vage Vermutung, dass Vögel aus Varge nur eine Variante der Vegesacker Vögel sind. NEU: Es ist eine wage Fermutung, dass Fögel aus Farge nur eine Wariante der Fegesacker Fögel sind. ALT: ‚x‘, ‚y‘ und ‚z‘ haben, wenn man es mal genau analysiert, auch nix im Alphabet verloren, die sind alle drei verzichtbar. NEU: ‚x‘, ‚y‘ und ‚z‘ haben, wenn man es mal genau analüsiert, auch niks im Alfabet verloren, die sind alle drei vertsichtbar. ALT: Wer jetzt zornig wird und denkt, das ‚z‘ ist unverzichtbar, der sollte mal kurz über eine griechische Leckerei nachdenken: Zaziki, das Wort kennt man ziemlich gut in mehreren Schreibweisen, aber es klingt immerzu gleich. NEU: Wer jetzt tsornig wird und denkt, das ‚z‘ ist unfertsichtbar, der sollte mal kurz über eine griechische Leckerei nachdenken: Tsatsiki, das Wort kennt man tsiemlich gut in mehreren Schreibweisen, aber es klingt immertsu gleich. ALT: Wir kommen zum Äußersten, zum ‚eu‘, zum neuen ‚eu‘. Warum, zum Teufel, gibt es heutzutage drei Schreibweisen. Eine genügt doch. Und: Das gesprochene ‚ei‘ klingt mehr nach ‚a‘ und ‚i‘, also meine bescheidene Meinung jetzt. NEU: Wir kommen tzum Oissersten, tsum ‚eu‘, tsum noien ‚eu‘. Warum, zum Toifel, gibt es heuttsutage drai Schraibwaisen. Aine genügt doch. Und das gesprochene ‚ei‘ klingt mehr nach ‚a‘ und ‚i‘, also maine beschaidene Mainung jetzt. ALT: Vielleicht denkt der eine oder andere: Verdammte Axt, was für ein quasselnder quer denkender Quatschkopf. Was wird sich in der Sprache qualitativ und quantitativ ändern, wenn man dem Alphabet Buchstaben entnimmt. Was soll der Quatsch. Da möchte ich zielgerichtet vorschlagen: Das ‚q‘ sollte auch weichen. NEU: Fielleicht denkt der aine oder andere: Ferdammte Akst, was für ein kwasselnder kwer denkender Kwatschkopf. Was wird sich in der Schprache kwalitativ und kwantitativ ändern, wenn man dem Alfabet Buchstaben entnimmt. Was soll der Kwatsch. Da möchte ich tsielgerichtet forschlagen: Das ‚q‘ sollte auch waichen. ALT: Damit nicht genug. Wir kommen zu den Vokalen. So zu schreiben, wie man spricht – das wäre doch viel einfacher, wenn man bei einem kurzen Vokal beispielsweise ein einziges ‚o‘ nimmt, wie bei ‚Onkel‘, oder ein ‚a‘ wie bei ‚Tante‘ oder ein ‚u‘ wie bei ‚Gesundheitsministeriums- pförtnerhäuschenfenster‘. Ich weiß, das wird ja schon jetzt so gemacht. Mein Vorschlag ist: Wörter mit langen Vokalen sollten mit zwei Vokalen geschrieben werden. Also statt „lesen‘ würde man ‚leesen‘ schreiben, statt ‚Dose‘ ‚Doose‘, statt ‚Vase‘ ‚Vaase‘. ‚Doof‘ bleibt ‚doof‘. NEU: Daamit nicht genuug. Wir kommen zu deen Wookaalen. Soo tsuu schraiben, wie man schpricht – das wäre doch fiel ainfacher, wenn man bei ainem kurzen Wookaal baispielswaise ain ainziges ‚o‘ nimmt, wie bei ‚Onkel‘, ooder ain ‚a‘ wie bai ‚Tante‘ ooder ain ‚u‘ wie bai ‚Gesundhaitsministeriums- pförtnerhoischenfenster‘. Ich waiss, das wird ja schoon jettst soo gemacht. Main Forschlag ist: Wörter mit langen Wookaalen sollten mit zwei Vookaalen geschrieben werden. Alsoo statt „lesen‘ würde man ‚leesen‘ schreiben, statt ‚Dose‘ ‚Doose‘, statt ‚Vase‘ ‚Vaase‘. ‚Doof‘ bleibt ‚doof‘. ALT: Ich gebe es zu: Meine Idee zur Rechtschreibreform ist mir nur gekommen, weil die Überschrift, die ich eigentlich im Kopf hatte, nicht schreiben konnte, weil man sie gelesen nicht kapiert. Durch die Reform wäre es gar kein Problem. Hochzeit-Hoochzeit.- Nee.- Hochtseit-Hoochtseit.- Quatsch.- Jetzt hab ich’s: Hochtzait-Hoochtsait. Die nächste Ausgabe von OBERNEULAND erscheint am Freitag, 22.02.2019 – Redaktionsschluss: 31.01.2019 130 OBERNEULAND